Wenn wir durch die Weinberge spazieren, sehen wir auf den ersten Blick: Rebe, Rebe, Rebe – so weit das Auge reicht. Keine Kartoffeln dazwischen, keine Sonnenblumen, keine Apfelbäume. Kurz gesagt: Monokultur pur. Aber warum ist das so? Und ist das eigentlich gut für den Wein – oder macht es den Weinberg anfällig?
Monokultur heißt, dass auf einer Fläche nur eine Pflanzenart wächst – in unserem Fall eben Reben. Das ist praktisch, weil man sich komplett auf eine Kultur konzentrieren kann. Gleichzeitig bedeutet es aber auch: Alle Pflanzen, die hier wachsen, haben die gleichen Bedürfnisse und Schwächen. Da Reben frühestens nach 3 bis 5 Jahren genug Trauben liefern um daraus effektiv Wein zu machen ist eine Monokultur im Weinbau notwendig.
Effizienz in der Bewirtschaftung: Maschinen, Pflanzenschutz und Pflege sind einfacher, wenn überall dasselbe wächst.
Qualitätskontrolle: Winzer können sich voll auf die Reben konzentrieren und ihr Wachstum genau steuern.
Tradition & Wirtschaftlichkeit: Seit Jahrhunderten hat sich diese Form bewährt – und sie liefert die Basis für den Wein, wie wir ihn kennen.
Mit anderen Worten: Ohne Monokultur wäre moderner Weinbau in dieser Form kaum möglich
Natürlich hat die Sache auch einen Haken:
Krankheiten & Schädlinge: Wenn ein Pilz oder ein Schädling eine Rebe befällt, kann er sich schnell auf alle anderen ausbreiten.
Bodenermüdung: Monokultur kann den Boden einseitig belasten. Nährstoffe werden gleichmäßig entzogen, ohne dass Abwechslung aufkommt. So wird der Boden ausgelaugt
Abhängigkeit von Pflanzenschutz: Um die Risiken zu kontrollieren, braucht es mehr Aufmerksamkeit – und oft auch gezielte Maßnahmen.
Kurz gesagt: Die Monokultur ist wie ein All-you-can-eat-Buffet für Pilzekrankheiten – wenn man nicht aufpasst.
Viele Winzer suchen heute nach Ausgleich und Vielfalt, um die Nachteile der Monokultur abzufedern. Auch Schulen und Universitäten suchen massiv nach Lösungen für dieses Problem. Die Universität Geisenheim hat einige gute Forschungsprojekte dafür am Start. Generell gilt bei Winzern heute:
Begrünung zwischen den Reihen: Kräuter, Gräser oder Blühpflanzen sorgen für Biodiversität, verbessern den Boden und locken Nützlinge an.
Agroforst-Ansätze: Mancherorts kombiniert man Reben mit Bäumen oder Sträuchern, die Schatten spenden und das Mikroklima stabilisieren.
Alte Rebanlagen: Mischpflanzungen verschiedener Rebsorten in einem Weinberg kehren langsam zurück – ein Trend, der spannende Weine hervorbringt.
Im Mittelalter standen Reben oft mitten in Mischgärten – zusammen mit Gemüse, Obstbäumen und Kräutern. Wein war damals eine Kulturpflanze unter vielen. Erst später setzte sich die „Reihen-Monokultur“ durch. Manche experimentellen Winzer gehen heute wieder zurück zu dieser Idee – ein bisschen wie ein „Comeback der Mischkultur“.
Die Rebe als Monokultur ist Fluch und Segen. Sie ermöglicht eine effiziente Produktion und klare Qualitätsstandards, macht den Weinberg aber auch anfälliger für Krankheiten und Klimastress. Moderne Weinbaubetriebe suchen deshalb nach Wegen, die Balance zu halten – mit Begrünung, Biodiversität, Blühstreifen und innovativen Anbausystemen.
Tipp: Beim nächsten Spaziergang im Weinberg achtet mal auf die kleinen Pflanzen zwischen den Reihen. Oft steckt da mehr Vielfalt drin, als man auf den ersten Blick sieht!