Wein ohne Alkohol – das klingt für viele Weinliebhaber ein bisschen wie Pizza ohne Käse. Aber der Trend ist da – und wächst. Ob aus gesundheitlichen Gründen, weil man Auto fahren muss, wegen Schwangerschaft oder einfach für bewussteren Konsum: alkoholfreier Wein boomt!!!
Doch ist er wirklich eine Alternative – oder nur ein fauler Kompromiss in der Flasche?
Zuerst die wichtigste Info: Alkoholfreier Wein ist echter Wein. Er wird ganz normal vergoren – also wie jeder andere Wein auch. Erst danach wird ihm der Alkohol entzogen. Dafür gibt es mehrere Verfahren:
Vakuumdestillation – der Alkohol wird bei niedriger Temperatur schonend verdampft.
Umkehrosmose – hier wird der Alkohol über Membranfilter herausgelöst.
Spinning Cone Column – eine High-Tech-Methode, bei der Aromen getrennt und später wieder zugesetzt werden.
Das Ziel: den Geschmack weitgehend erhalten – nur eben ohne Alkohol. Aber genau hier liegt auch der Knackpunkt.
Alkohol ist nicht nur Rausch – er ist Geschmacksträger. So wie Fett beim Kochen. Er sorgt für Volumen, Körper und das warme Mundgefühl, das guten Wein ausmacht. Fehlt der Alkohol, fehlt oft auch die Balance.
Viele alkoholfreie Weine wirken deshalb:
dünner,
saurer,
und manchmal etwas unrund.
Besonders Rotweine leiden darunter – ihnen fehlt das, was man im Weinbau schlicht „Rückgrat“ nennt. Weißweine oder Schaumweine hingegen können in alkoholfreier Form besser funktionieren, weil sie von Frische und Säure leben.
Ganz ehrlich: Nicht jeder braucht ihn. Aber für bestimmte Situationen macht er absolut Sinn.
Beim Autofahren oder in der Mittagspause – kein schlechtes Gewissen, aber trotzdem Weinfeeling.
Für Menschen, die keinen Alkohol trinken dürfen oder wollen aus verschiedenen Gründen.
Als Aperitif-Alternative – vor allem alkoholfreie Sekte sind inzwischen erstaunlich gut geworden.
Außerdem: Die Qualität steigt. Moderne Kellertechnik und bessere Grundweine sorgen dafür, dass alkoholfreie Varianten heute deutlich ausgewogener sind als noch vor zehn Jahren.
Aus Wein – nicht aus Traubensaft: Achte auf das Etikett. Nur wo „entalkoholisierter Wein“ steht, war es tatsächlich Wein.
Produzent: Gute Weingüter und bekannte Marken liefern oft überzeugendere Ergebnisse.
Frische trinken: Alkoholfreier Wein altert nicht gut – also schnell genießen.
Alkoholfreier Wein hat übrigens immer noch bis zu 0,5 % Alkohol. Das nennt sich "technischer Rest" und ist übrigens weniger als so mancher Apfelsaft hat. Also technisch gesehen gibt es keine vollkommen Alkoholfreien Weine (oder Säfte).
Alkoholfreier Wein ist kein Ersatz für echten Wein – aber er hat seine Berechtigung. Er kann Genuss ermöglichen, wo Alkohol tabu ist, und ist ein Zeichen dafür, dass Weinbau mit der Zeit geht.
Die ehrlichste Antwort lautet also:
Ja, er ist es wert – wenn man weiß, was man erwartet. Kein vollwertiger Ersatz, aber ein sinnvoller Begleiter für bewusste Momente.
Wer den Unterschied verstehen will, sollte vergleichen: Ein Glas Riesling mit 11 % Alkohol – und daneben denselben als alkoholfreie Variante.
Erst dann versteht man, was Wein eigentlich ausmacht. Und manchmal ist genau diese Erkenntnis der größte Genuss von allen.